Weiterbildung
30. April 2014Mannesmann Salzgitter: Rohre-Rohre-Rohre
3. Mai 2014
Man kann, am Ergebnis gemessen, sagen mein Schwiegervater und Ich waren ein erfolgloses Team. Von November 1985 bis zum April 1986 besuchten wir über 200 Firmen in Süddeutschland und bekamen nicht einen Auftrag. Heute weiss ich natürlich woran es lag. Der Altersunterschied und die mangelnden Kenntnisse über Maschinen von meinen Schwiegervater waren die Ursache für den Misserfolg. Dennoch war diese Zeit die wichtigste Zeit in der Firmengeschichte.
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einz brachte mir das Verkaufen näher. Er analysierte mich bei jedem Gespräch und gab bei jedem Kundenbesuch das Feedback dass ich noch potenzial zum besseren Verkauf hätte. So musste nach jedem Kundenbesuch das Gespräch Revue passieren lassen, es zerlegen und daraus wurde dann ein Protokoll erstellt.
Das gesamte Verkaufsgespräch verlief immer gleich. Am Anfang vertrauen schaffen. Hören was in der besuchten Firma für Möglichkeiten eines Video Einsatzes wären. Mit Beispielen Lösungen aufzeigen und dann die Aussicht auf einen Firmenwachstum zu prognostizieren.
Den wichtigsten Punkt eines Verkaufsgespräches schafften wir nie. Den Abschluss. Wir vertrösteten uns mit der Möglichkeit eines späteren Abschlusses. Aber dieser kam nie. Im Juni 1986 hatten wir 8 Kunden Besuchstermine in Raum Baden Württemberg. Da hatte ich glorreiche Idee dies mit einem Urlaub am Bodensee zu verbinden. Für Ulrike und unsere Tochter Kerstin hatte ich eine besondere Tour mit der “schwäbischen Eisenbahn” von Pforzheim nach Lindau geplant. Noch Heute schaut Ulrike mich vorwurfsvoll an wenn ich diese Reise erwähne. Es war heiß, umständlich und das Kleinkind dabei, waren eine Tortur.
Den ersten Kunden den ich besuchte war die Zopf in Günzburg an der A8. Eigentlich war es nur ein Händler. er kaufte Stahlbiegemaschinen aus den USA und vertrieb sie in Europa. Leider waren diese Maschinen nicht selbsterklärend und so bekam ich den ersten Auftrag für die Erstellung eines kleinen Filmes.Der zweite Kontakt auf dieser Reise war in Ravensburg die Firma Müller Weingarten. Als ich vor dem Firmentor stand und die Herren in den gut gekleideten Anzügen in die Büros gingen, bekam ich Respekt. Zum Glück war ich einen Tag zu früh in Ravensburg und ich konnte mit Ulrike meine Bedenken besprechen. Ulrike meinte wir kleiden dich erst mal ein. Ravensburg war jetzt nicht Paris und sah der Herrenausstatter auch nicht aus als ob er Businesskleidung vertreiben würde. Da machte Ulrike aus der Not einen entscheidenden Kauf. Eine gelbe Wollkrawatte und eine grau blaue Strickjacke. In dieser einmaligen Farbkombination trat ich selbstbewusst in den Weltkonzern.
Herr Werner, Assistent des Vorstandes, führte mich in die Vorstandsetage. Tatsächlich bekam ich den Auftrag mehrere Filme mit einem Gesamtvolumen von mehreren zehntausend Dm zu produzieren. Es war der absolute Durchbruch in unserer Firmengeschichte. Es waren nicht einfache Aufgaben die wir bekamen. So gab es sogenannte Warmpressen. Aus glühendem Metall wurden Nocken- und Kardanwellen geformt. Die Firmen waren dreckig, laut und die Temperaturen waren entsprechend hoch. Die erste Firma in der wir drehten war die Firma Hirschvogel im oberbayrischen Denklingen.
Wenn heute die Firma Hirschvogel googelt sieht man eine Moderne aufgeräumte Fertigungslinie. Damals im Herbst 1986 war es eine sogenannte “Bude”. Nichts für zarte Frauenhände, denn auch diesmal fuhr nicht Ulrike mit zu den Dreharbeiten sondern wieder Michael Köller unsere studentische Aushilfskraft. Der feine Staub fraß sich in jede kleine Ritze des Equipments. Was zur Folge hatte, dass manche Aufnahmen später unbrauchbar wurden.